Juli 2016
Ab in den Garten Juli 2016
Die Zeit vergeht und wir haben schon wieder Halbzeit in der Vegetationsperiode 2016. Mit Beginn der Schulferien kommen auch in mir wieder Gedanken an meine Kindheit. Was war prägend? Folgender Ausspruch des deutschen Dichters und Bauingenieurs Bellermann bringt es auf den Punkt: “Der Tag macht sich schön - Er trägt das Rot der Sonne und den Wiesenduft“.
Meine Erinnerungen drehen sich um den Duft von Heu, den Geschmack von Walderdbeeren und Heidelbeeren im Wald, das Zirpen der Grillen und wie wir sie mit einem Grashalm aus dem Bau gelockt haben - planschen im Bach am Grund meiner Eltern. Und genau diese Eindrücke sind ganz stark mit dem Garten verbunden. Die Verbundenheit mit den Pflanzen und Tieren im Garten macht es einfach die Jahreszeiten zu erleben und zu genießen.
Neben dem, dass wir den Garten im Sommer genießen sollen, stehen aber auch immer wieder Arbeiten an. Ausführlicher möchte dieses Mal über die laufenden Pflegemaßnahmen im Ziergarten sprechen.

Pflegeschnitt von Stauden
Nachdem der erste Blütenflor vieler Pflanzen bereits vorbei ist, sollte man verschiedene Pflanzen zurückschneiden, um einen Neuaustrieb zu fördern, eine eventuelle Nachblüte zu erreichen bzw. das Gesamtbild frisch und harmonisch zu halten.
Jetzt Anfang Juli sind bereits viele der ersten Frühsommerstauden wie Storchschnäbel (Geranium), Ziersalbei (Salvia nemorosa), Katzenminze (Nepeta) oder Ziest (Stachys) am verblühen. Viele dieser Stauden können nach der Blüte zurückgeschnitten werden, um eine weitere Blütezeit im August bis September zu erreichen. Man nennt diese Eigenschaft „Remontieren“. Auch Flockenblumen (Centaurea), teilweise Glockenblumen (Campanula) und Rittersporn (Delphinium besitzen diese Eigenschaft. Je nach Habitus werden die Pflanzen dafür bis zum Neuaustrieb runtergeschnitten.
Neben einem Anreiz zur Neubildung von Blüten durch einen kompletten Rückschnitt kann die Blütezeit auch durch das Ausschneiden von verblühten Blütenständen verlängert werden. Auf diese Art von Pflegeschnitt reagiert zum Beispiel die Sonnenbraut (Helenium und Sonnenhut (Echinacea) sehr positiv.
Bei verschiedenen anderen Stauden kann keine neue Blüte angeregt werden. Hier lässt man entweder die gesamte Pflanze samt Fruchtstand bis in den Winter stehen, oder man entfernt nur den abgeblühten Fruchtstand um ein Aussäen zu verhindern. In unserem Garten werden z. b. die Lupinen, Alant oder Baldrian zurückgeschnitten, um eine Aussaat zu verhindern.
Manche Stauden, die vor allem durch ihren Blattschmuck wirken sollen, können auch bis zum Boden runtergeschnitten werden, damit sie noch mal neue Blätter treiben. Wir praktizieren das teilweise bei Sorten vom Kaukasusvergissmeinnicht. Hier werden die Blätter vor allem an halbschattigen Standorten oft unansehnlich. Ein Rückschnitt bringt wieder frische Blätter mit schönen Farben.

Rosen nach der Blüte
Neben den Blütenstauden ist der Rückschnitt auch bei den öfterblühenden Rosen von Vorteil. Es wird dadurch eine laufende Neubildung von Knospen angeregt. Ich schneide grundsätzlich die abgeblühte Blüte plus 2 Blätter weg, wobei man das je nach Wuchskraft und Zustand der Rose variieren kann. Gerade eben haben wir stark von Rosenrost befallene Damaszenerrosen ca. 1/3 eingekürzt, um frische Blätter und Blüten zu erhalten. Gleichzeitig sollten sie die Rosen nach dem ersten Blütenflor mit organischem Dünger verwöhnen. Die Blüte fordert viel Energie und die Rose dankt ihnen die Düngung mit überreichem Blütenflor.

Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten
Auch im Nutzgarten steht noch einiges am Programm. Neben dem Nachpflanzen und Nachsäen von kurzen Kulturen wie Salaten, Radieschen, Kohlrabi wird es dann schön langsam Zeit, auch die Herbstsalate wie Endivien und Zuckerhut zu pflanzen. Wenn Sie Rasenschnitt zur Verfügung haben, mulchen Sie diesen regelmäßig zwischen ihren Gemüsepflanzen. Der Boden bleibt so länger feucht und durch die Verrottung werden Nährstoffe zur Verfügung gestellt.
Im Obstgarten können Sie noch immer schneiden. Gerade für Bäume, wo stärkere Eingriffe notwendig sind, zeigt sich der Sommerschnitt sehr von Vorteil. Durch die Reduktion von Blattmasse wird die Assimilation verringert und dadurch der Neuaustrieb im kommenden Jahr vermindert. Ebenfalls für den Sommerschnitt vorgesehen ist das Steinobst. Kirschen können sie jetzt zur Erntezeit gleich schneiden. Ach ja - die Kirschen: sind diese bei ihnen heuer auch so mitgenommen von Pilzkrankheiten? Monilia, Schrotschuss und Sprühfleckenkrankheit machen es den Bäumen nicht leicht. Entfernen Sie auf jeden Fall das Falllaub (am besten in die Biotonne), geben sie den Bäumen ein wenig extra Dünger und bei starkem Befall würde ich auch raten die Pflanzen mit einem Pflanzenstärkungsmittel zu spritzen (z.B. Regenwurmkompost-Tee).
Ebenfalls zu schneiden sind die abgeernteten Triebe von Himbeeren. Wir entfernen diese gleich nach der Ernte, um den Neutrieben genügend Platz zu schaffen. Auch Beerensträucher freuen sich nach der Frucht noch mal über eine Gabe von organischem Dünger.
Die Weintraubentriebe kürzen Sie nach der ersten entwickelten Traube ein, damit genügend Licht zu den Trauben kommt und man verhindert, dass zu hoher Fruchtbesatz die Pflanzen unnötig schwächt.
Gießen - aber richtig!
Apropos Schwächung: So sehr sich die Badefreunde über heißes, trockenes Wetter freuen - die Pflanzen leiden unter Wassermangel. Problematisch wird es überall dort, wo nicht zu hundert Prozent auf den richtigen Standort aufgepasst wurde. So sind z.B. bei uns in „normal“ feuchten Jahren Hortensien auch in der Sonne kein Problem. Der Nordhang, an dem unser Garten liegt und der schwere, lehmige Boden stellen für gewöhnlich ausreichend Wasser zur Verfügung. Nicht so im Jahr 2015! Die Hortensien im Schatten waren noch immer wunderschön, während die in der Sonne fast völlig „verbrannten“. Hier hätte nur ausreichendes Wässern die Pflanzen gerettet. Da wir leider zu wenig Wasser haben, müssen wir diese Ausfälle in Kauf nehmen, bzw. unsere Pflanzungen optimieren. Wenn Sie wässern, dann wäre es wichtig, in den frühen Morgenstunden zu gießen. Der Boden ist am kühlsten und das Wasser hat genügend Zeit in die Tiefe einzudringen. Gießen Sie weniger oft und dafür mit einer größeren Wassermenge. Kontrollieren Sie mit dem Spaten, wie tief das Wasser in den Boden gekommen ist (ideal wären ca. 20-30 cm). Alles andere verdunstet oberflächlich und verleitet die Pflanzen ihre Wurzeln nicht in die Tiefe zu schicken.

Vom vielen Wasser bekomme ich auch langsam Durst und Lust auf ein angenehmes Bad im Schwimmteich. Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit ihrem Garten im Sommer - beim Grillen, in der Hängematte oder jätend mit der Sonne am Rücken!
Ihr Ing. Stefan Kastenhofer - Gärtner aus Leidenschaft
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