Oktober 2017
Mit leuchtend gelben Blättern gehört er zu den auffälligsten Bäumen im Herbst: der Ginkgobaum. Wir haben wissenswerte Fakten zu dieser außergewöhnlichen Pflanze zusammen getragen.
Faszination Ginkgobaum
Der Ginkgo ist ein uraltes lebendes Fossil. Manche Wissenschaftler geben dem Ginkgo eine Geschichte von 300 Millionen Jahren. Schon bevor die Saurier lebten, sollen Vorfahren des Ginkgos die
Erde großflächig besiedelt haben. Mit dem Verlauf der Zeit zog sich der Baum nach China zurück, von wo er als Tempelbaum zu hoher Popularität in den Kulturen und Religionen Ostasiens gelangte.
Holländische Seefahrer brachten den faszinierenden Baum bereits im 18. Jahrhundert nach Europa. Der älteste Ginkgobaum im deutschsprachigen Raum steht in Frankfurt, er wurde 1750 gepflanzt und
ist heute stolze 250 Jahre alt. In Städten kann der Ginkgo immer häufiger gesehen werden. Das liegt daran, dass der Baum extrem widerstandsfähig und auch anspruchslos ist. Weder Streusalz noch
schlechte Luft können der Pflanze etwas anhaben. Der Großteil der Bakterien, Viren, Pilze und Insekten hat keine Möglichkeit, sich auf der fremdartigen Pflanze anzusiedeln. Dazu kommt eine
Sonderstellung in der Botanik.
Botanische Sonderstellung
Botanisch gesehen handelt es sich beim Ginkgo um eine Baumart aus der Gruppe der Ginkgoales. Der Ginkgobaum stellt dabei den einzig lebenden Vertreter dieser an sonst ausgestorbene Gruppe von Samenpflanzen dar. Er ist ein sommergrüner Baum mit einer Wuchshöhe von bis zu 40 Metern. Ginkgobäume können ein hohes Alter erreichen, so gibt es Ginkgobäume welche bereits älter als 1.000 Jahre sind. Ursprünglich war der Ginkgo ein Nadelbaum, dessen Nadeln über die Jahrmillionen zu einem Fächer verwachsen sind. Ein unverwechselbares Charakteristikum ist der mehr oder minder tiefe Einschnitt seines „Blattes“. Die Farbigkeit der Blätter variiert zwischen hell- und graugrün bis herbstliches Goldgelb. Die Blätter sind relativ dick und mit einer zarten Wachsschicht überzogen.Der Ginkgobaum ist eine Windbestäuber der im Zeitraum März blüht. Es gibt weibliche und männliche Pflanzen. Der Unterschied kann äußerlich erst nach 20 bis 35 Jahren festgestellt werden. Erst ab diesem Zeitpunkt beginnen die weiblichen Bäume mit der Produktion von Samen, welche aufgrund ihres markant unangenehmen Geruches nach ranziger Butter sehr auffällig sind.
Verursacht wird dieser unangenehme Geruch durch eine Mischung von Buttersäure und Kapronsäure, welche in der Samenschale enthalten sind. Bei Austreten von Saft aus den Früchten kann es bei empfindlicher Haut zu Reizungen und Allergien kommen. Äußerlich ähnelt der Ginkgosamen unserer Mirabellen. In Asien finden sie als Lebensmittel in der Küche Verwendung.
Der Ginkgo als Heilpflanze

Ginkgo Tee aus dem eigenen Garten
Wer über einen Ginkgobaum verfügt oder den Standort eines Baumes kennt, kann sich selbst mit Ginko Tee versorgen. Die Blätter werden zunächst gewaschen, zerkleinert und getrocknet. Für 250
ml Tee werden 2 Teelöffel mit dem getrockneten Material verwendet. Dieses wird in einen Teestrumpf oder in ein Tee-Ei gegeben. Nachdem der Tee 7-8 Minuten gezogen hat kann er genossen werden. Der
schal bis herbe Geschmack des Ginkgo Tees wird nicht jedermann entzücken. Es empfiehlt sich daher den Tee mit Honig zu versüßen bzw. den Aufguss mit einem wohlschmeckenderen Tee zu
kombinieren.
Der Ginkgo im Garten und Öffentlichem Grün
Seit mehr als 250 Jahren wird der Ginkgo auch in Europa kultiviert. Besonders effektiv hat er sich als Straßenbepflanzung in Städten erwiesen. Aber auch im Hausgarten erfreut sich der Ginkgo
zunehmender Beliebtheit. Bei der Pflanzung eines Ginkgos sollte unbedingt bedacht werden, dass es sich hierbei um einen bis zu 40 m hohen Baum mit einer Lebenszeit von mehr als 1.000 Jahren
handelt. Die Pflanzung kann im Herbst oder Frühjahr erfolgen. In den ersten Jahren wird ein halbschattiger Standort bevorzugt. Mit zunehmendem Alter sehnt sich der Baum nach mehr Sonne. Als
robuster Baum wächst der Ginkgo überall wo kühles halbtrockenes Klima herrscht. Der Standort sollte aber nicht austrocknen. Dafür gibt es so gut wie keine Ansprüche an den Boden.Der Ginkgobaum hat ein eigenes Wuchsverhalten. Zunächst wächst der Baum schlank und gerade in die Höhe. Bis ca. 25 Jahre bildet er eine pyramidenförmige Krone. Sobald der Baum sein erstes Vierteljahrhundert erreicht hat, beginnt er seine Äste mehr waagrecht auszurichten und bildet eine ausladende Krone.
Besonders wichtig ist die Wahl des richtigen Geschlechtes. Denn beim Ginkgo sind die Geschlechter auf weiblichen und männlichen Bäumen separiert. An den weiblichen Bäumen bilden sich im Herbst Früchte, von denen ein penetranter Gestank ausgeht. Der ranzige, fast beißende Geruch entsteht, wenn das stark fetthaltige Samenfleisch verfault. Übrig bleiben die Nüsse, die in Südostasien geröstet als Delikatesse gelten und ähnlich wie Pistazien schmecken. Aus diesem Grund sind in Europa hauptsächlich männliche Ginkgo Bäume anzutreffen.
Es dauert ca. 20 Jahre bis die ersten Blüten und damit auch Früchte gebildet werden. Sollte ein motivierter Pflanzenfreund einen Baum selbst aus einem Samen gezüchtet haben, könnte sich also durchaus viele Jahre später eine unangenehme Überraschung ergeben.
Die Wahl des richtigen Ginkgo Baumes
Wer einen Ginkgobaum pflanzen möchte, hat in den heimischen Baumschulen eine breite Auswahl. Am häufigsten wird auf Ginkgo biloba zurückgegriffen. Er ist in Parkanlagen und an Straßenrändern weit verbreitet.
Einige Nennenswerte Sorten

Wuchshöhe: 10 m
Wuchsbreite: 5 m
Ginkgobaum für Straße und größere Gärten mit auffälliger schöner Farbausprägung im Herbst.
Ginkgo biloba ‘Troll‘
Wuchshöhe: 1m
Wuchsbreite: 0,6 m
Eine exotische Zwergvariante für Beet, Dach und Topfbepflanzungen.
Ginkgo biloba ‘Tit‘
Wuchshöhe: 5 m
Wuchsbreite: 2 m
Eine Strauchartige Variante. Kommt in kleinen Gärten zum Einsatz bzw. als exotischer Strauch für Beetbepflanzungen.
Ginkgo biloba ‘Tremonia‘
Wuchshöhe: 15 - 20 m
Wuchsbreite: 3-5 m
Der Säulenginkgo bildet eine schlanke hochwachsende Form. Eignet sich als Straßenbaum oder für größere Gartenanlagen.
Ginkgo biloba ‘Pendula ‘
Wuchshöhe: 2 m
Wuchsbreite: 4 m
Dieser Ginkgo bildet eine überschaubare Schirmförmige Krone. Er eignet sich für Sitzecken und kann auch im Topf gezogen werden.

Wuchshöhe: 4 m
Wuchsbreite: 3 m
Kugelförmiger Ginkgobaum mit kleinräumiger Krone.
Fakten rund um den Ginkgobaum
- Der Ginkgobaum (Ginkgo biloba) ist eine der ältesten Baumarten unserer Erde und gilt als lebendes Fossil.
- Es gibt im Deutschen eine Vielzahl von Kosenamen für das faszinierende Gewächs z.B. Tempelbaum, Mädchenhaarbaum, Elefantenohrbaum, Großvater-Enkel-Baum…
- Aus den Blättern des Ginkgo wird ein Extrakt hergestellt, welches als Arznei gegen Hirnleistungsstörungen von Apotheken verkauft wird.
- Der Ginkgo nimmt botanisch eine einzigartige Stellung ein. Er gehört zur Gruppe der Ginkgoales welche ansonsten nur ausgestorbene Samenpflanzen umfasst.
- Selbst gezogene Ginkgobäume sollten die ersten 3 bis 5 Jahre im Topf gezogen werden, um sie vor Witterungsschäden zu schützen. Sie bevorzugen in diesem Zeitraum Halbschatten und nehmen bei praller Sonne Schaden.

Autor: Ing. Josef Putz
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