Juni 2018
Die Apfelbeere ist ein Strauch mit herausragender Bedeutung. Im Lauf der Geschichte wurde die Pflanze mehrfach für verschiedene Bereiche verwendet und angebaut. Im 21. Jahrhundert ist der Strauch als besonders vogelfreundliche Pflanze für den Garten und seine Beere als Grundlage für gesundheitsfördernde Produkte bekannt.
Aronia – Gesundes Beerenobst mit bitterem Geschmack
Ursprünglich stammt die Apfelbeere (Aronia) aus Nordamerika, wo sich riesige Bestände im Bereich der nordöstlichen Grenzen der heutigen USA erstreckten. Im Zuge von russischen Expeditionen auf den neuen Kontinent wurden Botaniker aus dem zaristischen Russland auf die Pflanze aufmerksam. Der russische Botaniker Iwan Wladimirowitsch Mitschurin (1855-1935) brachte die ersten Pflanzen nach Russland und begann im Auftrag des Zaren mit der Züchtung von frostresistenten Sorten für den heimischen Obstbau. Mitschurins Züchtungen waren sehr erfolgreich und bereicherten den gesamten russischen Obstbau. Im Zuge des politischen Wandels in Russland wurde Mitschurin als hoher Würdenträger und als enger Vertrauten Josef Stalins zum Agrarminister ernannt. Durch seine politischen Tätigkeiten und den kommenden Turbulenzen erfuhr die Zucht und Forschung der Aronia einen Stillstand über zwei Jahrzehnte. Das Aufkommen von nuklearer Technologie sowie der drohende Atomkrieg erzeugten jedoch viel Aufmerksam für den Strauch. Im Zuge von Forschungen gelangten sowjetische Wissenschaftler zur Erkenntnis dass der Konsum von Aroniabeeren die Strahlenbelastung im Körper senkt und Entzündungen hemmt. Als kriegswichtige Pflanze wurden zu Beginn der 60er Jahre unter großem Aufwand riesige Plantagen in den osteuropäischen Staaten durch die rote Armee angelegt. Nach weiteren Untersuchungen gelangten erste Medikamente auf Aroniabasis auf den osteuropäischen Markt. Nach dem Fall der Mauer wurde der Aroniabeere wenig Beachtung geschenkt. Lediglich in der russischen Föderation wurden durchgehend Medikamente aus der Beere erzeugt. Inzwischen wurde die Aronia als Farbstoff für die Lebensmittelindustrie entdeckt. Der Farbstoff Anthocyan ist einer der intensivsten biologischen Färbemittel die momentan am Markt verfügbar sind.
Botanisch gesehen handelt es sich bei der Apfelbeere um eine Pflanzengattung aus der Familie der Rosengewächse. Es handelt sich um einen sommergrünen, mehrjährigen Strauch der über keine besonderen Ansprüche verfügt. In der Literatur finden sich nur wenige Angaben über die Kultivierung der Pflanze, lediglich Hinweise, dass besonders lehmige oder sandige Böden vermieden werden sollten. Sonnige Standorte erhöhen die Qualität der Früchte. Es gibt ein breites Spektrum an Wild- und Kultursorten, welche stark in der Größe der Pflanzen, ihrer Beeren und dem Ertrag variieren. Der Großteil der in Europa kultivierten Pflanzen stammt aus der Kultursorte „Nero“. Im Herbst erhält die Pflanze eine intensive Laubfärbung mit einem kräftigen Rot. Dadurch hat sie nicht nur einen Nutzen als Heilpflanze, sondern verfügt auch noch über eine intensive Zierwirkung. Während die Industrie den roten Farbstoff verwenden kann, sind Aroniaprodukte, wie Säfte oder Kosmetika, eine heiß begehrte und teure Ware. Durch die vielen wertvollen Inhaltsstoffe wird der Beere eine krebshemmende und allgemein gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt. Zahlreiche Studien aus Russland und Amerika haben sich mit der Beere befasst und dabei immer wieder neue positiven Auswirkungen der Beere auf den Organismus festgestellt.
Was bewirkt die Aronia-Beere?
Im Jahre 1959 wurde die Erprobung der Aronia auf Heilung diverser Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Gastritis vom Gesundheitsministerium der Sowjetunion eingeleitet. Die Ergebnisse der folgenden wissenschaftlichen Untersuchungen waren vielversprechend. Die damalige rote Armee zeigte sich von den positiven Auswirkungen der Beere auf Strahlungserkrankungen begeistert und lies große Plantagen im gesamten Ostblock errichten. Abgesehen von der damals bedeutendsten Wirkung, der Milderung von Auswirkungen durch Verstrahlung, zeigte sich schon bald, dass die Früchte der Apfelbeere über sehr viele wertvolle Inhaltsstoffe verfügen, welche Zivilisationserkrankungen, wie die Arterienverkalkung, Bluthochdruck und diverse Erkrankungsformen von Diabetes mildern können. Zusätzlich fördert die Einnahme der Beere den Stoffwechsel, die Blutbildung, optimiert den Regenerierungprozess des Muskel- und Knochengewebes und erhöht die Abwehrkräfte gegen Krankheitserreger. Freie Radikale, aggressive Sauerstoffmoleküle, welche zu Schäden an Organen und Gelenken führen bzw. auch Krebserkrankungen fördern können, werden durch die Inhaltsstoffe der Aronia verstärkt gepuffert. Durch diese Eigenschaften bietet sich die Aronia als gesundes und natürliches Nahrungsergänzungsmittel an. Seit dem Fall des Ostblocks hat sich das Wissen um die Pflanze langsam über Westeuropa verbreitet. Produkte aus den Beeren können bereits im heimischen Handel (an ausgewählten Orten) erworben werden. In Österreich gibt es inzwischen auch eigene Produzenten der beere, wobei die meisten Aroniabauern in der Steiermark zu finden sind. In vielen Hausgärten wurde die Aronia als Zierstrauch gepflanzt. Da Pflanze Vögel magnetisch anzieht ist die eigene Ernte hier in der Regel aber sehr gefährdet.
Wenig Ansprüche, gute Leistung
Da die Aroniapflanze sehr robust und anspruchslos ist, gibt es kaum Schwierigkeiten bei der Kultivierung. Im Garten sollte die Pflanze einen sonnigen Standort haben. Da die Beeren ein begehrtes
Futter für Vögel sind empfiehlt es sich den Strauch mit einem Netz zu schützen. Bei größeren Anlagen werden die Pflanzen im Abstand von ca. 2 Metern in einer Linie gepflanzt. In den ersten
Jahren können die Pflanzen mit Mulch vor der Verunkrautung geschützt werden. Ab dem dritten Lebensjahr bildet der Strauch erste Beeren. Zwischen dem 6 und 7ten Lebensjahr erreicht die Pflanze
ihren Vollertrag. Gängige Sorten wie Nero, Viking, Aron oder Hugin können zwischen 5 und 8 Kilo Beeren je Pflanze produzieren.
Pflanzung und Pflegemaßnahmen
Die Pflanzung erfolgt zwischen März und Mai bzw. zwischen September und November. Manche Gärtnereien bieten auch wurzelnackte Ware an. Zusätzlich gibt es veredelte Pflanzen. Durch die Nutzung
der Eberesche (Sorbus aucuparia) kann die Pflanze eine Höhe von bis zu 4 Metern erreichen. Allerdings hat die Unterlage einen bedeutend höheren Anspruch an den Boden als die Aroniapflanze
selbst. Stehen Aroniapflanzen auf feuchtem Boden, so ist nach der Pflanzung kein Pflegeschnitt notwendig. Bei trockeneren Standorten empfiehlt es sich, die Triebe auf 3 bis 4 Knospen zu kürzen.
Die restliche Pflege der Aroniapflanze stellt sich als recht simpel heraus Die ersten 2-3 Jahre sind keine besonderen Düngergaben notwendig. Um den maximalen Ertrag zu erreichen, danach können
Kompostgaben und geringere Mengen von mineralischem Dünger die Erntemenge steigern. Auch ohne Düngermaßnahmen bleibt der Ertrag stabil, allerdings tragen die Pflanzen um bis zu 25% weniger
Beeren. Beobachtungen aus Deutschland haben gezeigt dass die Pflanze mehr als 20 Jahre lang stabile Erträge liefert. Insgesamt dürfte eine Aroniapflanze für ca. 30 Jahre lang nutzbar sein. Die
Ernte erfolgt zwischen August und September. Um die optimale Reifezeit zu erreichen sollte nach vertrocknenden Früchten Ausschau gehalten werden, sie sind ein Zeichen für den optimalen
Erntebeginn.
Welche Schnittmaßnahmen sind nötig?
Es gibt verschiedenste Empfehlungen und Beobachtungen über Schnittmaßnahmen an der Aroniabeere. In den ersten 6 Jahren sollte die Pflanze mit einem jährlichen Auslichtungsschnitt begleitet
werden. Dieser erfolgt im Februar. Bodennahe Triebe werden um ca. 1/3 eingekürzt und Konkurrenztriebe entfernt. Bei größeren industriellen Anlagen wird teilweise gänzlich auf den Schnitt
verzichtet. Stattdessen wird alle 10 -15 Jahre ein Radikalschnitt durchgeführt. Durch diese Maßnahme fällt der Ertrag aus, der Strauch trägt im folgenden Jahr wieder voll und benötigt weniger
Platz.
Lagerung und Weiterverwertung
Nach der Ernte sind die Beeren maximal für zwei Wochen haltbar. Daher sollten sie sofort gekühlt und Weiterverarbeitet werden. Erfahrungen aus Deutschland haben gezeigt dass Aronia-Früchte bei 0 °C bis 2 °C bis zu 4 Monate gelagert werden können. Die Haltbarkeit zudem durch Schockfrosten auf bis zu einem Jahr verlängert werden. Die IG Aronia Schweitz empfiehlt eine Saftbandpresse. Ohne das Mahlen der Beere kann so eine Saftausbeute von 71-72 % erreich werten Bei gemahlenen Beeren kann die Ausbeute auf 73-74% erweitert werden. Werden die Pressrückstände erneut gepresst kann die Saftmenge erneut um 1-2% gesteigert werden. Laut Aroniabeere.de lässt sich die Saftausbeute auf bis zu 80% steigern in dem die Beeren zuvor bei -5° Celsius gefroren werden.
Pflanzenschutzmaßnahmen überschaubar
Es gibt eine Reihe von Krankheiten welche an der Aroniapflanze vorkommen kann, allerdings wurden bisher weder in den Hausgärten noch in den Großplantagen gröbere Erkrankungen festgestellt. Als
Mitglied der Familie der Rosaceae kann die Aronia von Feuerbrand befallen werden, auch die Birnentriebwespe kann auf dem Strauch vorkommen. Im alpinen Raum gibt es neben dem allgemeinen
Wühlmausproblem noch die Bedrohung der Ernte durch Vögel. Hier kann durch das Aufstellen von Schutznetzen die Ernte geschützt werden. Junge Pflanzen erliegen in der Regel den Schäden von
Wühlmäusen, ältere Sträucher hingegen verringern die Erntemenge im Jahr des Wurzelschadens und regenerieren ihren Wurzelstock, im Folgejahr ist der Ertrag dann stabilisiert. Stellenweise kann
auch ein erhöhtes Auftreten der Birnentriebwespe entstehen. Die betroffenen Pflanzen haben verkohlte feuerbrandähnliche Symptome, sind allerdings harmlos.
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