September 2018
Die Chrysantheme – Mehr als nur eine Trauerpflanze!
Die Chrysantheme ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae) mit über 40 Arten, welche hauptsächlich in Ostasien vorkommen. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet umfasst China, Korea und Japan sowie das östlichste Russland. Es handelt sich dabei um eine ausdauernde, meist krautige Pflanze. Einige Arten neigen zur Verholzung. Ihre Blätter sind wechselständig und schwach bis stark gefiedert, manchmal auch gelappt bzw. ganzrandig. Sie erreicht eine Höhe zwischen 30 und 100 Zentimeter. Der Stängel wächst aufrecht. Die duftenden Blüten sind das Hauptaugenmerk der Chrysantheme. Ihr Farbspektrum reicht von Weiß über Gelb, Orange, Rosa bis hin zu einem dunklen Rot. Mehrere körbchenförmige Teilblütenstände bilden Gesamtblütenstände. Die Zungenblüten der Chrysantheme sind gelb, rosa, rot oder weiß, die Röhrenblüten gelb. Die Blütezeit der Gartenchrysantheme dauert von August bis November.
Aus dem Fernen Osten nach Europa
Bereits im 500 Jahrhundert vor Christus begannen Gärtner im alten China öffentliche Anlagen mit der Chrysantheme zu schmücken. Um das 11. Jahrhundert waren bereits 36 Sorten bekannt. Mit dem 15. Jahrhundert wurde die Chrysantheme für medizinische Zwecke massenhaft kultiviert. In Japan genießt die Chrysantheme nach wie vor hohe Verehrung. Für die Japaner gilt die Pflanze als Nationalblume und Symbol des Königshauses. Die Kultivierung von 16 blättrigen Chrysanthemen war während der Kaiserzeit nur für königstreue Adelige erlaubt. Das gemeine Volk nutzte mit Chrysanthemen verzierte Alltagsgegenstände wie Teller oder Töpfe um seine Ergebenheit gegenüber dem Kaiser auszudrücken. Mit dem 17. Jahrhundert erreichten die ersten Chrysanthemen das europäische Festland über holländische Händler. Die Pflanze erfreute sich so hoher Beliebtheit, dass sofort ein Züchtungsprogramm begonnen wurde. Kein Wunder, dass wir im 21. Jahrhundert mehrere tausend Sorten zur Verfügung haben. Zunächst verbreitete sich die Chrysantheme unter dem Begriff „Gartenchrysantheme“. Durch ihre späte Blütezeit wurden sie zudem in den meisten mitteleuropäischen Ländern zur Symbolpflanze für Tod und Gedenken.
Ausbruch aus der europäischen Friedhofskultur
Während die Chrysantheme im asiatischen Raum mit dem Herbst, langem Leben, Macht und Ergebenheit in Verbindung gebracht wird, hat sie sich in Europa zum Symbol für das Totengedenken und die Liebe über den Tod hinaus entwickelt. Die Bedeutung der Chrysantheme als Grabschmuck war so dominierend, dass die Chrysantheme für keine anderen Bereiche mehr gekauft wurde. Um diese kulturelle Bremse zu umgehen, wurden gezielt Sorten gezüchtet, welche über eine vielfältigere Blütenstruktur verfügen. Zudem kamen botanische Änderungen. So heißt die Chrysantheme im 21. Jahrhundert auf Lateinisch nicht mehr Chrysanthemum indicum hort, sondern Dendranthema-Grandiflorum-Hybrid. Ohne diese Maßnahmen wäre es wohl nicht möglich gewesen, dass eine Vielzahl von Chrysanthemen heute nicht nur für den Herbstzauber sondern auch als Zierpflanzen für andere Bereiche wie z.B. als Pflanzgefäße oder Gartenpflanze zur Verfügung stehen. Der Werdegang und die Bedeutung der Chrysantheme zeigt, wie sehr kulturelle Faktoren und Symbole unser Leben beeinflussen. Für unsere heimischen Gärten war die Ausweitung der Chrysanthemen Kultur auf den Haus- und Gartenbereich jedenfalls ein Segen.
Grobe Einteilung von Chrysanthemen nach Verwendung
- Topf-Chrysanthemen
Reich blühende Chrysanthemen welche als Topfpflanzen für Zimmer angeboten werden. Sie sind ein beliebter Grabschmuck und haben als solcher ein ausdauerndes Wachstum mit zunehmender Resistenz gegenüber Frost. Züchtungen für das Zimmer hingegen sind eher anfällig für Frost. - Herbst-Chrysantheme
Meist als großer Busch oder Stämmchen angeboten. Diese Chrysanthemen werden durch wiederholtes Stutzen zur starken Verzweigung angeregt. So entsteht nicht nur die kugelige oder buschige Form, sondern auch der dichte Blütenbesatz, der die Pflanzen zu einem herbstlichen Augenschmaus macht. - Garten-Chrysanthemen
Hierbei handelt es sich um dauerhafte winterharte Gartenbewohner. Frisch gepflanzt benötigen sie etwas Zeit um zur vollen Geltung zu gelangen. Doch sobald die Eingewöhnungsphase vorbei ist, entfachen sie ein Feuer von warmen Gold-, Orange- und Rottönen oder kühlem Rosa, Weiß und Purpur, das wunderbar zu den Herbstfarben des Gartens passt. Zusammen mit Astern, mit Gräsern oder vor der Kulisse bunten Herbstlaubs durchstrahlen sie die letzten schönen Wochen des Jahres.
Ansprüche und Pflege
Chrysanthemen eignen sich für sonnige bis halbschattige Standorte. Sie haben ein ambivalentes Verhältnis zu Wasser. Grundsätzlich benötigen sie sehr viel Wasser. Ihr Substrat sollte niemals komplett austrocknen. Die Pflanzerde sollte immer etwas feucht sein, Staunässe hingegen ist unbedingt zu vermeiden.
Chrysanthemen im Garten
Im Garten ausgesetzt bevorzugen sie durchlässige, kalk- und humusreiche Böden. Schwere Böden können mit Kompost oder Sand gelockert werden. Ist der Boden schwer bzw. können größere Wassermengen nicht abfließen, so kann es zu Wurzelfäule kommen. Bei dauerhaften Kulturen ist es wichtig regelmäßig zu düngen. Bei reichhaltigen Böden reichen Kompostgaben und der Einsatz von diversen biologischen Düngemitteln. Auf mageren Böden sollte besonders auf die Gabe von Phosphor und Kalium geachtet werden. Stickstoffgaben sollten spätestens mit Anfang des Herbstes eingestellt werden um die Frosthärte zu gewährleisten. Gepflanzt werden sie am besten vom Frühjahr bis in den Frühsommer. So haben sie genügend Zeit zum Anwachsen. Ist die Blütezeit vorbei, können die abgestorbenen Triebe abgeschnitten werden, sollten aber als Winterschutz über den Pflanzen liegen bleiben. Noch besser schützt eine fünf Zentimeter hohe Mulchschicht, denn die Knospen des nächstjährigen Austriebs ruhen dicht unter der Erdoberfläche. Möchte man sie nicht überwintern, so können sie auch noch später gepflanzt werden. Chrysanthemen eignen sich entweder für die ganzjährige Kultur im Garten oder für die Pflege im Pflanzgefäß mit frostfreier Überwinterung.
Chrysanthemen in Gefäßen
Bei Chrysanthemen in Gefäßen wird oft auf fertiges getopftes Material zurückgegriffen, insbesondere in Hinblick auf die Grabschmuck Bepflanzung. Wer seine Chrysanthemen trotzdem überwintern möchte und in weiterer Folge diese dann umtopft, kann auf handelsübliches Blumensubstrat zurückgreifen. Der Einsatz von Hornspänen kann das Wachstum im Frühjahr etwas beschleunigen. Beim Gießen von Topfchrysanthemen gibt es eine Regel, das Substrat darf an- aber auf keinen Fall austrocknen, denn die Pflanze beginnt bei Trockenheit damit ihre Blütenknospen abzuwerfen.
Chrysanthemen für den Herbstzauber
Chrysanthemen in Weiß-, Gold-, Bronze-, Rot- und Violetttönen sind klassische Herbstblüher. Von Vorteil sind kompakt wachsende Pflanzen. Im Herbstzauber des vergangenen Jahres galten zum Beispiel Chrysantehmen aus der Jasoda-Gruppe als geeignete Auswahl. Dabei handelt es sich um Kugelchrysanthemen mit für den Herbstzauber typisch leuchtend intensiven Farben. Sie sind recht anspruchslos, gedeihen an sonnigen bis halbschattigen Orten und mögen keine Staunässe.
Chrysanthemen als Grabschmuck
Beim Grabschmuck werden die Pflanzen meist nach fortgeschrittener Zeit entsorgt. Die Frosthärte ist je nach Sorte stark schwankend. Daher ist es wichtig, beim Erwerb der Pflanze sich über deren
Winterhärte zu informieren.
Ing. Josef Putz
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